Anna (1882-1973)
& René Schickele (1883-1940)
Geboren als Deutscher, 1919 naturalisiert Franzose, sieht sich René Schickele als Citoyen français und deutscher Dichter. 1932 von der NS-Presse als Pazifist angegriffen, werden seine Bücher in Deutschland verbrannt und verboten. Als Elsässer mit französischer Nationalität, lässt er sich mit seiner Frau Anna in Sanary nieder. Die «Blauen Hefte», seine Notizen und Tagebuchaufzeichnung aus den Jahren 1932/1933, dokumentieren seine Hellsichtigkeit bezüglich der Machtergreifung der Nazis. In seinem 1934 veröffentlichten Roman «Die Witwe Bosca» gibt er Sanary und der Provence einen Ehrenplatz. Im gleichen Jahr geht er nach Nice-Fabron, kommt aber häufig nach Sanary zu Besuch. Er stirbt 1940 in Vence.
Weder Jude noch Exilant, Die Mutter ist Französin, der Vater ist Deutscher und er kann sich weder für das eine noch das andere Land entscheiden, als der Krieg 1914 ausbricht. Deswegen geht er in die Schweiz, die neutral ist. Nach dem Krieg lässt er sich in Deutschland nieder, in Badenweiler im Schwarzwald, als französischer Staatsbürger und deutscher Dichter. Er sieht sich als Bindeglied zwischen der französischen und deutschen Kultur.
1932 zieht er auf Anraten seines Arztes wegen seines Asthmas und Rheumatismus in den warmen Süden. Auch bewegt ihn seine dichterische Weitsichtigkeit früh- und rechtzeitig zum Verlassen Deutschlands: Hitler steht vor den Toren! Auf Empfehlung seines Freundes Julius Meier-Graefe, bei dem er einige Zeit in St. Cyr verbringt, lässt er sich mit seiner Familie in dem kleinen ruhigen und kostengünstigen Fischerort Sanary nieder. Von 1932 bis 1934 mieten Schickeles die Villa „La Ben Qui Hado“. Sie liegt auf einer Anhöhe über dem Ort mit Blick auf das Meer, nur zehn Minuten Fußmarsch vom Hafen und seinen Cafés entfernt.
Sohn Hans geht gern zum Philosophie-Unterricht in seinem neuen Toulonner Gymnasium, René ist von Landschaft und Klima begeistert. Er kommt gut mit seinem neuen Roman „die Witwe Bosca“ weiter, in welchem er die provenzalische Landschaft inszeniert. Es kommen allerdings Geldsorgen auf und die zunehmende Anzahl der deutsch-sprachigen Emigranten nach Hitlers Machtübernahme und der Bücherverbrennung in Deutschland stören ihn. Die Familie muss in ein kleineres Haus umziehen, es erweist sich jedoch als feucht und laut Schickele als „Asthmahöhle“. Schließlich entscheiden sie sich für den Umzug nach Nizza-Fabron. Trotzdem verlässt René Schickele Sanary mit Bedauern. Man hat ihnen dort ein großes günstiges Haus angeboten, welches sie mit ihren Möbeln aus Badenweiler einrichten können.
Im Jahre 1938 schreibt René Schickele seinen ersten Roman in französischer Sprache „Le Retour“. Die deutsche Übersetzung bringt er im Jahr darauf unter dem Titel „die Heimkehr“ heraus. Mittlerweile bewohnt die Familie ein schönes provenzalisches Haus in Vence, bevorzugter Aufenthaltsort der Maler und Lungenkranken. Anfang 1940 erkrankt René an einer starken Grippe, eine Rippenfellentzündung kommt noch hinzu. Bis zu seiner letzten Stunde liest und schreibt er, aber sein vom jahrelangen Asthma geschwächtes Herz, kann keinen Widerstand mehr leisten. René Schickele stirbt am 31. Januar 1940 in Vence. Seinem Wunsch entsprechend wird seine sterbliche Hülle am 30. April 1956 nach Badenweiler-Lipburg auf den dortigen Friedhof überführt.
UM MEHR ZU ERFAHREN
Die Mediathek Jacques Duhamel in Sanary-sur-Mer bietet eine Sammlung von Büchern zum Thema Erinnerung an das Exil in Sanary.