Der in Prag geborene und einer nichtreligiösen jüdischen Familie entstammende Maler und Photograph, gehört zu den ersten ausländischen Intellektuellen, die nach Sanary kommen. Hier lernt er auch die 30 Jahre jüngere Camille Bertron kennen. Eine große Leidenschaft sowie ihre gemeinsame Liebe zur Kunst verbindet die beiden und sie heiraten 1937. Sie eröffnen zuerst ein Fotostudio in Sanary und anschließend in Toulon. Nach Kriegsausbruch wird ihre wirtschaftliche Lage immer schwieriger, zusätzlich droht Walter 1939 die Abschiebung in ein Internierungslager. Zwar gibt ihm sein Diabetes den Status eines nicht transportfähigen Ausländers, jedoch nimmt ihm die Krankheit und der Einmarsch der Nazis in Paris den Lebenswillen. Am 17. September 1940 stirbt er. Camille setzt sein Werk fort und lebt bis zu Ihrem Tod im Jahr 2009 in Toulon.

Als der Nationalsozialismus in Deutschland aufkommt, packt Walter Bondy 1932 seine Koffer, nimmt seinen kleinen Hund Geisha, steigt in seinen amerikanischen Ford und verlässt Berlin. Er fährt erst nach Ascona, entscheidet sich aber dann wegen der hohen Lebenskosten in der Schweiz zur Weiterfahrt nach Ibiza oder Mallorca. Unterwegs hält er bei seinem langjährigen Freund aus der „Café-du-Dôme-Zeit“, dem Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe, in St Cyr an.

Dieser überredet ihn, sich in dem naheliegenden charmanten Fischerdörfchen Sanary niederzulassen. Bondy war schon mehrere Mal dort, seine prächtigen Gemälde aus dieser Zeit bezeugen dies. Er mietet das Häuschen „La Côte„, welches nach seinem Auszug von Ludwig Marcuse bewohnt wird. Häufig trifft er sich mit seinen Freunden Klossowski und Meier-Graefe auf der Terrasse des Café de Lyon, sie spielen Schach und diskutieren über Politik.

Hier lernt er auch die junge Malerin Camille Bertron aus Nîmes kennen, die regelmäßig im Sommer mit ihrer Familie nach Sanary kommt. Madame Bertron lädt Walter in ihr Hause ein, damit er Camilles Bilder begutachtet.

Bei dieser Gelegenheit kommt sich das Paar näher und sie verlieben sich schließlich ineinander. Für Walter verlässt die volljährige Camille ihre Familie und für Camille lässt sich Walter in Sanary nieder.

Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, eröffnet Bondy ein Photostudio am Hafen. Vom Porträtmaler wechselt er zum Porträtfotografen mit einer eigens von ihm entwickelten Beleuchtungstechnik der Gesichter, die das Interesse des in Bandol ansässigen Louis Lumière erweckt. Bondys Porträts stellen die Emigranten in einem ganz besonderen Licht dar und lassen nichts von ihrem Leid erkennen.

1936/1937 ändert sich die öffentliche Meinung in Sanary.  Alle Deutschsprachigen werden der Spionage verdächtigt, so ziehen Walter und Camille nach Toulon in die Avenue Colbert. Ihr Kundenkreis besteht jetzt aus den Persönlichkeiten der Stadt. Jedoch verliert Walter 1938 seine Arbeitserlaubnis und 1939 nach Kriegsausbruch droht ihm die Abschiebung in ein Internierungslager. Walter leidet unter schwerem Diabetes und ist von seinen Insulinspritzen abhängig, ein Aufenthalt im Lager wäre fatal für ihn. Also sucht Camille den Kommandanten von Toulon auf und bittet um Hilfe. Walter hat ihn vor kurzem porträtiert und so stellt ihm dieser eine Bescheinigung der Transportunfähigkeit aus. Aber Walter hat seit Einmarsch der Nazis in Paris keinen Lebenswillen mehr, er setzt die Insulinspritzen aus… Bondy stirbt am 17. September 1940.

Nach dem Tod ihres Mannes setzte Camille ihre Malerei und Fotografie fort. Es gelang ihr, Walters Werke zu bewahren, und die Stadt Toulon, in der sie bis zu ihrem Tod im Jahr 2009 lebte, erwarb einen Teil seiner Sammlung. In der Stadtbibliothek leistete sie wichtige Arbeit bei der Identifizierung von Künstlerporträts, die zu Walters Lebzeiten entstanden waren.


Die Mediathek Jacques Duhamel in Sanary-sur-Mer bietet eine Sammlung von Büchern zum Thema Erinnerung an das Exil in Sanary.