Die Mach tergreifung der Nazis voraussehend, verlässt der Literat, Dramatiker, Verleger und überzeugter deutsch-jüdischer Pazifist bereits 1929 Berlin. Er lässt sich 1930 in Sanary nieder, wo er häufig Besuch von Heinrich Mann erhält, ohne diesen jedoch überzeugen zu können, von Nizza nach Sanary zu ziehen. 1933 wird er von der SA verfolgt, während er sich kurzfristig auf Einladung der deutschen Liga der Menschenrechte in Berlin aufhält. Daraufhin ist er zur endgültigen Emigration gezwungen und muss seine Bibliothek mit rund 8.000 Büchern hinter sich lassen. 1939 und 1940 ist er im Lager von Les Milles interniert. Es gelingt ihm mit seiner Frau 1941 Frankreich zu verlassen, sie sind jedoch vier Jahre in Trinidad blockiert bevor sie New York erreichen.

*Die Sturmabteilung ist eine paramilitärische Formation der Nazipartei, die eine wesentliche Rolle bei Hitlers Weg zur Macht spielte.

Seit 1906 besucht der Herausgeber, linker Schriftsteller, Enzyklopädist und überzeugter Pazifist Wilhelm Herzog regelmäßig Frankreich. Bekannt geworden durch sein Theaterstück „Die Dreyfus-Affaire„, geschrieben in Zusammenarbeit mit Hans Rehfisch, lebt Herzog in Paris, Nizza, Bandol, Six-Fours und schließlich ab 1930 überwiegend in Sanary. Der frankophile Gelehrte veröffentlicht in der Schweiz u.a. literarische Werke über Balzac, La Bruyère, Stendhal, Alphonse Daudet. Im Jahre 1909 gründet Wilhelm Herzog zusammen mit Paul Cassirer die Zeitschrift PAN. Damit startet er seine journalistische Laufbahn und schafft sich so ein Verbindungsnetz zu zahlreichen Persönlichkeiten in der Literaturszene sowie im öffentlichen Leben. Auch Hans Siemsen, der 1940 nach Sanary emigriert, veröffentlicht vor dem ersten Weltkrieg eine seiner ersten Filmkritiken in PAN. 1920 fährt Herzog nach Russland, wo er Lenin und Trotski trifft.

In Sanary trifft er auf seine Freunde René Schickele und Heinrich Mann. Letzterer wohnt in Nizza und zieht auch vor dort zu bleiben, kommt jedoch oft nach Sanary zu Besuch. Herzog freundet sich auch mit Franz Werfel an und unterstützt dessen Nominierung für den Nobelpreis der Literatur. Ab 1934 verfasst Herzog Artikel für die Berliner „National-Zeitung„. Unter dem Namen „Julian Sorel“ publiziert er für die gleiche Tageszeitung politische Texte. Im Mai 1940 wird Wilhelm Herzog in Camp Les Milles interniert. Bei seiner Freilassung ist er krank und kann erst im September nach einem Aufenthalt im Krankhaus von Nîmes zurück zu seiner Frau nach Sanary. Wegen seines sehr schlechten Gesundheitszustandes beantragt Alice Herzog ein Ausreisevisum für ihren Mann für die Schweiz, um ihn dort behandeln zu lassen. Der Antrag, obwohl vom Bürgermeisteramt befürwortet, bleibt unbearbeitet. 1941 gelingt dem Paar mit Hilfe von Varian Fry die Flucht über Marseille in die USA, die sie aber erst nach vierjähriger Internierung in Trinidad erreichen.


Die Mediathek Jacques Duhamel in Sanary-sur-Mer bietet eine Sammlung von Büchern zum Thema Erinnerung an das Exil in Sanary.